Das WV-Muster aus Gründen ist hochgradig polysem.

Alle Vorkommen unterliegen der Pluralrestriktion. Sprecher verwenden bewusst die Pluralform, um sich der damit verbundenen Vagheit zu bedienen. Man kann gewisse Ursachen oder Motive thematisieren, ohne direkt die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen.

Bei einigen adjektivischen Füllern hat das durch die Pluralrestriktion eröffnete Vagheitspotenzial, das sanktionierte Offenlassen konkreter Gründe, keinen funktionalen Wert, z. B.: feuerpolizeilichen, hygienischen oder statischen. So dürfen nicht mehr Menschen in einen Veranstaltungsaal wegen des Brandschutzes, wird ein Imbiss wegen mangelnder Sauberkeit geschlossen oder die Entscheidung für eine architektonische Lösung wegen der Statik gefällt. Hier erfüllt die Pluralverwendung die reine Funktion einer Schablone oder Floskel.

Bei einer weiteren Gruppe hat das durch die Pluralverwendung implizierte Vagheitspotenzial schon eher eine wirkliche Funktion. Ein Beispiel ist die Wortverbindung aus finanziellen Gründen . Das Adjektiv finanziell an sich ist natürlich nicht vage, denn es hat eine konkrete denotative Bedeutung: 'mit Geld zusammenhängend'. Wird diese Wortverbindung in einer konkreten Äußerungssituation eingesetzt, können die Hörer ihre Bedeutung erschließen, nämlich dass die Ursachen oder Motive für einen Sachverhalt finanzieller und nicht etwa technischer oder politischer Natur sind oder im privaten Bereich liegen. Gleichzeitig verstehen sie jedoch die pragmatische Funktion mit: Es wird im Vagen gelassen, welcher Art die finanziellen Gründe und die genauen Umstände sind, ob also sich jemand etwas auf Grund seines Budgets nicht leisten kann, ob er sich verspekuliert hat oder Aufwendungen größer als erwartet waren.

Andere Adjektive sind geradezu dazu prädestiniert, die eigentlichen oder wahren Ursachen oder Motive nicht benennen zu müssen, z. B. aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen, die zumeist bei Rücktritten usw. angegeben werden. Hier kann es tatsächlich eine Krankheit oder ein Problem in der Familie sein, die zu einer Entscheidung oder Handlung geführt hat. Es kann aber auch genauso gut sein, dass damit ein Rausschmiss wegen Unfähigkeit euphemistisch umschrieben wird.

Eine weitere Adjektivgruppe ist nur vordergründig "konkret", d. h. referiert auf die Domäne einer Ursache oder eines Motives. Es handelt sich um adjektivische Füller wie kosmetischen , wahltaktischen , machtpolitischen , populistischen oder nostalgischen . Teils tragen diese Adjektive eine Konnotation in sich, wie bei populistischen , teils wird die Bewertung erst durch den einbettenden Kotext sichtbar wie bei dem ansonsten völlig neutralen kosmetischen . Je nach Wertekanon werden diese durch Adjektive ausgedrückten Sachverhalte oder Handlungen positiv oder negativ interpretiert wie bei wahltaktischen , machpolitischen oder nostalgischen .

Einer der Organisatoren teilte am Montag mit, die Aktion werde fortgesetzt, bis ihre Ziele erreicht seien, zu denen die Forderung nach einer politischen Lösung des Kurdistan-Konflikts und auch die Wiederzulassung der PKK in Deutschland gehören. Der Sprecher sagte auch, einige Teilnehmer hätten den Hungerstreik aus gesundheitlichen Gründen oder wegen beruflicher Verpflichtungen aufgegeben, die meisten seien aber entschlossen, die Aktion fortzusetzen. (FAZ, 1995 )

Zeitweise war überlegt worden, ob das Land das Gebäude aufgibt und an anderer Stelle neu baut oder bietet. Nicht nur aus finanziellen Gründen entschied man sich aber schon im vergangenen Jahr in Stuttgart, an dem Komplex festzuhalten – und damit an dem Konzept, dass sich die Landesbehörden auf die Gebäudezeile in den L-Quadraten gegenüber vom Schloss konzentrieren. (Mannh. Morgen, 29.08.2011, S. 15 )

Andreas Klein, Realschullehrer für die Fächer Deutsch und Sport, verläßt nach dreijähriger Dienstzeit ebenfalls die Geschwister-Scholl-Realschule in Westerburg aus persönlichen Gründen.Er tritt im neuen Schuljahr seinen Dienst an der Realschule in Kaiserslautern an. (RZ, 22.07.1996 )

Als absoluten „Profi” bezeichnet ihn die in Suhrkamp-Personalien aus bekannten Gründen zuerst informierte FAZ, als „erklärten Liebhaber der Berge”, (au ja, wahrscheinlich ist er auch ein Weinkenner) und als erklärten Suhrkamp-Fan, der mit der inzwischen fast zu Tode zitierten „Suhrkamp-Kultur” groß geworden sei. (taz, 13.12.2003, S. 21 )

Die Anspannung, schreibt er, noch unter dem Eindruck der vergangenen Stunden, sei groß. Es gab einen nächtlichen Alarm, aus unbekannten Gründen. Ein »ständiges Bangen«. Die Offiziere trinken, eine »falsche Fröhlichkeit voller unerträglicher Angst« breitet sich aus. (Zeit, 17.01.2008, S. 45)

Der Kanton gebe klar vor, dass Weiterbildung «grundsätzlich in der unterrichtsfreien Zeit» zu erfolgen habe. Ausnahmen gebe es nur aus triftigen Gründen. Solche seien aber in diesem Fall vorgelegen. Im Sommer 2008 werden auf Vorgabe des Kantons erweiterte Blockzeiten eingeführt. (St. Galler Tagbl., 26.03.2008, S. 51 )

Obwohl es ihn und seine Frau schockte, dass ihnen einen Tag vor dem Volksfest-Start 16 Bedienungen aus fadenscheinigen Gründen absagten. Sabine Melcher: "Hätten wir nicht Ersatz gefunden, hätten wir uns ganz schön blamiert und zum Volksfest gar nicht erst anzutreten brauchen. (NN, 12.09.2002, S. 10 )

Wenn der Euro einmal etabliert ist, wird nämlich ein Teil der Währungsreserven der Nationalbank überflüssig. Das wird aber Frisch zufolge erst in zwei Jahren der Fall sein, denn in der Übergangsphase brauche man die Reserven zur Abwehr etwaiger Spekulationen. Vorschläge zur Verwendung später unnotwendiger Reserven wollte Frisch aus guten Gründen nicht machen: Sein Staatsschuldenausschuß ist im Vorjahr administrativ von der P.S.K. zur Nationalbank übersiedelt. (Salzburger Nachr., 29.01.1998 )

So sehen alle Raumordnungsgesetze vor, daß einmal genehmigte Flächenwidmungspläne nur mehr aus wichtigen Gründen geändert werden dürfen. Grundstücke dürfen demnach nicht ohne weiteres umgewidmet werden, sondern nur dann, wenn eine "Grundlagenforschung" ergibt, daß wichtige Gründe vorliegen. (Die Presse, 24.04.1995 )

Ab dem Jahre 2005 dürfen dann beide Kraftstoffe einheitlich nur noch 50 ppm Schwefel enthalten. Für EU-Länder, die aus zwingenden Gründen diese neuen Normen noch nicht einhalten können, bestehen Übergangsfristen bis zum Jahr 2003 beziehungsweise 2007. (Frankf. Rundschau, 11.07.1998, S. 1 )